Samstag, 25. Februar 2012
Brustkrebs mit 32
32 und alles nimmt gerade einen anderen Lauf...
Irgendwie hat das Jahr doch ganz gut angefangen bis zum letzten WE im Januar 2012.
Durch Zufall habe ich einen Knoten - relativ groß - in der linken Brust ertastet. Ok, was soll ich mir am WE einen Kopf machen, das wird schon nichts sein. Montag gleich zum Frauenartz. Lt. seiner Meinung soll ich versuchen mir nicht so viel Sorgen machen, das wird ein Fibrom sein, möchte er aber zur Sicherheit über einen Radiologen abklären lassen. Hm, gut... Termin gemacht, allerdings erst für vier Wochen später. Meine Kollegin hat aber Druck gemacht, dass ich woanders anrufen soll, damit ich schneller einen Termin zur Kontrolle bekomme.
Innerhalb von zwei Tagen stand die Mammographie und die Sonographie der Brust an. Ein komischer Blick vom Radiologen, nächsten Tag also zur Gewebeentnahme. Aufgeregt war ich eigentlich nur vor der Entnahme, da man nicht so recht weiß, was auf einen zukommt. Chancen: 50:50!
Dann hieß es vier Tage warten bis der Anruf kam:

Sie haben Brustkrebs!

Irgendwie kann man nicht beschreiben, was dann durch den eigenen Kopf geht. Zwei Tage später kompletter Check, ob auch nichts gestreut hat. Nach 4 Stunden von Untersuchungen gefüllt, dann das Gespräch. Es hat nichts gestreut, aber der Hinweis, dass es das komplette Programm geben wird. OP, Chemo und Bestrahlung. Chemo, das war das Hauptwort. Es hat nichts gestreut, dass war eigentl.die Hauptaussage aber Chemo? Ich habe angefangen zu lesen im Internet, was mich noch mehr beunruhigte.
Alle versuchen einen aufzufangen: der Freund, die Familie, die engsten Freunde und Kollegen. Meine Stimmung wechselt eigentlich stündlich. Mal sehe ich alles so, dass ich es einfach auf mich zukommen lassen kann, aber meistens schwirren die Gedanken doch ins negative ab. Es kann keiner nachvollziehen-ich mache auch keine Vorwürfe-, aber der eigene Kopf muss sich damit auseinandersetzen.
Termin im Krankenhaus also für die kommende Woche bekommen. Leicht nervös, ich war darüber informiert, dass es ein Vorgespräch werden sollte. Leider ist das Gespräch so aufgefallen, dass eine zweite verdächtige Stelle in der Brust gefunden wurde. Zweite Gewebeprobe und wieder warten und wieder übers WE. Ganz kurz und knapp Aussage der Ärztin: wenn es auch Brustkrebs ist, dann muss die Brust abgenommen werden. So baff von der Aussage war ich überhaupt nicht in der Lage zu reagieren. Die Aussagen, dass die Haare definitiv ausfallen und dass es für mich schwer sein wird jemalds ein Kind zu bekommen, waren ja nicht schon heftig genug. Warten, immer dieses warten. Der Ärztin noch am selben Tage eine Email bzgl. offener Fragen gestellt. Antwort Fehlanzeige, dann habe ich Freitag abends meinen Frauenartz angemailt, dass ich gerade mit der Situation nicht zurecht komme. Er teilte mir mit, dass er mich Sa Abend anruft. Er rief an und wir haben über 45min tel. Sonntag dann der erlösende Anruf vom Frauenarzt aus seiner Praxis, er hätte den Befund schon vorliegen. Kein zweiter Herd, die Brust kann bleiben. Es kann sich keiner vorstellen wie erleichtert ich war. Auf den eigentl. Anruf vom Krankenhaus am Montag war ich dann ja gespannt. Den ganzen Tag hat sich niemand gemeldet, ich habe 4 x nach der Ärztin gefragt und gesagt, dass ich dringend auf den Befund warte. Aussage: dann liegt der Befund noch nicht vor. Interessant, da ich ja die Aussage vom Frauenarzt schon längst hatte. Abends bin ich dann noch ins Krankenhaus gefahren und habe alle Unterlagen geholt. Ich fühlte mich dort definitiv nicht gut aufgehoben, mal davon abgesehen, dass ich weitere 3 Wochen auf die OP warten sollte. Erst erzählen Sie mir der Tumor ist so aggressiv, dann soll ich noch länger warten... sollte er noch streuen? Seit dem läuft alles besser.
Jetzt Dienstag habe ich mich in einer anderen Klinik in meiner alten Heimat vorgestellt. Arzt angenehm, offen, ehrlich aber einfühlsam. Nächsten Tag bekam ich vormittags noch einen Anruf vom ihm, dass ich einen Termin am Freitag noch zwecks Abklärung der Kinderplanung in der Kinderwunschklinik habe. Gestern war dann Freitag, Kinderwunschklinik: angenehme Ärztin, gutes Gespräch. Es könnten die befruchteten Eizellen eingefroren werden, aber die Krankenkasse trägt nur die Hälfte der Kosten, wenn man verheiratet ist. Liebste Krankenkasse, geht es noch? Bin ich nicht schon genug bestraft, dass ich schon Krebs habe, die Chemo und Bestrahlung überstehen muss und dann kommt ihr und ich soll als Unverheiratete noch 3500 Euro aufbringen, das stimmt mich wirklich ungnädig. Die Echthaarperücke kostet schon im vierstelligen Bereich, die Krankenkasse übernimmt bis 350 €... Das ist die Lage, Montag ist die OP. Zeit großartig zum Überlegen bzgl. Eizellenentnahme ist auch nicht so viel. Bevor die Chemo losgeht muss das alles erledigt sein. Ich weiß gerade nicht wie ich mit allem umgehen soll... jeder will was, jeder sagt was. Die Schwestern gestern auf Station hatten irgendwie alle was ganz liebes an sich, jeder war einfühlsam obwohl ich es nicht gefordert habe aber ich glaube es tat allen etwas leid, was da gerade passiert. ich weiß eigentl.nicht wovor ich am meisten Angst habe-eigentl. vor allem. Die OP, die Chemo, die Perücke, das krank aussehen, das krank sein, die Nebenwirkungen , die Reaktion der Menschen, meine eigenen Launen, der Ausfall beim Job, das vielleicht nie schwanger-werden. Ich bin 32, ich will mit meinem Freund ein kleinen Racker, das war der Plan. Alles was jetzt kommt passt da nicht rein, aber leider kann man es sich nicht aussuchen.... Eine Wahl habe ich nicht, ich bin froh, dass mein Freund hinter mir steht, auch wenn ihn die Frage bzgl. der Kinderwunschklinik, evtl. die Zusammenschreibung im Standesamt, die Kosten der nächsten Monate, die Erfolgschance auf das Schwanger werden, die Chanche überhaupt komplett gesund zu werden. Es herrscht absolutes Kopfkino, ich kann nicht mehr schlafen und esse wirklich nur, wenn ich muss. Ich muss es auf mich zukommen lassen, ich kann es nicht großartig beeinflussen... Der Weg wird lang, ich weiß nicht welche Phasen ich durchlaufen werde, aber ich werde vielleicht schon Weihnachten - zwar noch mit Perücke - aber viell.schon gesund die Zeit genießen können. Ich bin einfach nur dankbar, dass einen alle versuchen aufzufangen und da zu sein....