Montag, 18. Juni 2012
1.Chemo - 4.Chemo
Lange war ich still, jedenfalls schreibtechnisch...

Die 1.Chemo war heftig. Aufgeregt war ich, da ich nicht wusste, was mich körperlich erwarten würde.
Die Sitzung an sich war ok, habe aber sofort gemerkt, dass mir etwas komisch wurde. 2,5 Stunden aber die Nebenwirkungen am folgenden Tag naja:
Schwindel
Übelkeit
Müdigkeit
eingeschlafene Füsse
Magenkrämpfe usw.
Ich kam nicht in Gang und das ganze fünf Tage lange.

Eine Woche vor der zweiten Chemo waren die Blutwerte noch nicht gut, hat sich dann aber gelegt bis zur zweiten Chemo.
Bevor es drei Wochen später an die 2. Chemo ging, habe ich den Haaraufall bemerkt. Ich habe nicht lange gezögert und bin zum Friseur, alles ab. Es gab Tränen, bei mir und bei der Friseurin. Die war wirklich einfühlsam und ich musste nicht den vollen Preis zahlen. Es gab viele Tage darauf, an denen ich wirklich zu tun hatte, dass ich keine Haare auf dem Kopf habe. Aber in den kommenden Wochen war dass das geringste Problem.

Chemo Nr. 2 war genauso anstrengend. Das Gefühl ist kaum zu beschreiben, es empfindet wohl jeder auch anders, gerade weil bei jedem die Dosierung anders ist.

Chemo Nr. 3 war bisher die körperlich anstrengenste bei mir... ich kam fünf Tage lang nicht aus dem Bett und habe mit irren Magenkrämpfen zu tun gehabt. Nun habe ich MPC Tropfen, die vor dem Essen ganz gut helfen. An Essen während der Chemotage ist tagsüber nicht zu denken. Es geht nichts rein, abends versuche ich mich dann zu zwingen, der Körper braucht Energie. Jeden Tag den es besser wird, sehne ich mir herbei.

Über die DKMS-Life habe ich einen Kosmetikkurs mitgemacht, das war gut. Man hat Gleichgesinnte kennengelernt, bekommt ganz hilfreiche Tipps und kostenlos Make-up. Immerhin etwas ;-)

Alle Chemo im Abstand von 3 Wochen - war nicht schön aber auch nicht schlimmer als sonst. Viele haben die <4. Chemo< als die schlimmste beschrieben... nicht bei mir.
Es kommen im Laufe der Zeit immer mehr Nebenwirkungen hinzu, der extreme Schwindel ist nicht mehr ganz so da, aber da. Hinzu kommen Probleme mit den Zähnen, Zahnfleischbluten, Mundgeruch ( der Magen lässt ja grüßen), der Haarausfall an Augenbrauen und Wimpern ( ist alles dünner geworden aber noch nicht komplett weg)
Es ist wichtig zu lernen auf den Körper zu hören und alles langsamer zu machen. Viel mir schwer, gerade weil bei allen der Alltag weitergeht.

Im Alltag nehme ich manchmal die Perücke , aber ich laufe auch oft nur mit einem Tuch herum. Toller Anbieter: http://www.tollestuch.de
Die Tücher sind vorgebunden, die Lieferung erfolgt sehr schnell. Kann ich nur empfehlen.

Nächste Woche geht es dann mit der wöchentlichen Chemo los. Sitzung Nr. 5-16.
Ich mag ehrlich gesagt eigentlich schon jetzt nicht mehr, aber was soll es. Ich muss das durch und habe ja noch diverse Pläne in meinem Leben.

Ich kann momentan jedem nur raten versuchen positiv zu denken, viel und fällt mir teilweise auch nicht leicht. Macht das was euch Spaß zwischendurch macht, wenn ihr gute Tage habt. Genießt die Zeit, wenn ihr nicht mit Nebenwirkungen zu tun habt.



Mittwoch, 4. April 2012
Port und die erste Chemo steht an...
Die letzten Wochen sind irgendwie schnell vergangen.
Gestern habe ich meinen Port bekommen, im OP aber bei Bewusstsein. Im Krankenhaus ist alles reibungslos verlaufen. Um 7 Uhr einchecken um 12:30 Uhr schon auschecken. Es schmerzt noch etwas, aber ist auszuhalten. Der Port an sich ist nur durch eine Erhöhung sichtbar, ok heute ist noch alles geschwollen.... ich werde es die Tage sehen, wie sichtbar der Port dann das nächste halbe Jahr wirklich ist.

Etwas nervös bin ich vor morgen schon, das Stechen der Nadel sehe ich relativ entspannt. Irgendwie macht mich das nervös, was mich morgen erwarten tut. Die anderen Leute, die mit im Raum sitzen werden.... in welchem Stadion befinden sich. Auf jammernde Leute kann ich momentan nicht, ich hoffe die sind alles stark und erzählen keine Horrorgeschichten. Möchte es morgen einfach hinter mich bringen und morgen Abend schon sagen können, nur noch 7 Sitzungen.

Tja, was die Kinderplanung angeht: Lag mir die letzten Wochen wirklich schwer im Magen, tut es immer noch.
Ich lasse mich jetzt über den gesamten Zeitraum der Chemotherapie spritzen, was zur Fruchtbarkeitserhaltung beitragen kann. Leider ist es umstritten, ob es wirklich die Wirkung hat. Es gibt hierzu unterschiedl. Studien, aber ich will dran glauben. Außerdem sind die Kosten der Spritzen auch nicht ganz außer Acht zu lassen, da sollte doch eine Wirkung da sein ;-)
Jedes Mal wenn ich an Mamas mit ihren Babys vorbeigehe habe ich Tränen in den Augen, allein die Vorstellung dieses Gefühl nicht selber erleben zu können macht mich wahnsinnig.
Ich weiß, es zählt gesund zu werden.... was danach kommt ist zweitrangig, aber mit 32 ist das Mutterwerdengen dann wohl doch ausgeprägt. Ich kann meinen Freund immer noch nicht verstehen, dass er sich gegen das Einfrieren entschieden hat. Sicherlich können die Kosten sich verdoppeln, aber ich hätte mir das Geld zusammengeliehen. Was sind die Kosten und das Gefühl des Zusammenleihens, als viell.ein Leben lang auf eigene Kinder zu verzichten. Ich hoffe für ihn, dass wir irgendwann gemeinsame Kinder bekommen können und er sich dann nicht fragt, warum wir es nicht doch getan haben.

Momentan habe ich keine Kraft drüber nachzudenken, aber ich weiß, dass ich damit nicht wirklich zurechtkommen werde, wenn es wirklich irgendwann nicht klappen würde, da alle Eizellen abgetötet worden sind. Für mich würde dann definitiv eine Adoption in Frage kommen.... ich werde sehen und fühlen....

Was ich sagen kann, alle sind für mich da. Jeder auf seine Art und Weise. An manchen Tagen bin ich genervt von der ständigen Frage wie es mir geht. Ich hatte zw.durch wirklich Tage, an denen ich mutlos und ständig unter Tränen stand. Die Tage werden bestimmt auch wiederkommen, aber die letzten Tage ging es.

In einer Woche habe ich Termin beim Friseur, ich werde die Haare kürzer schneiden lassen, damit der Übergang nicht zu heftig für mich wird. Die Perücke habe ich ja schon seit einiger Zeit.... ich bekomme Herzklopfen bei dem Gedanken keine Haare zu haben, komplett anders auszusehen.... Aber sie werden wiederkommen!

Das mich das alles beschäftigt merke ich nachts. Es gab Nächte, da habe ich wirklich überhaupt nicht geschlafen, 5 Stunden sind die höchste Schlafeinheit die mir mein Körper gönnt. Da ab morgen die Chemo los geht, gehe ich davon aus, dass ich bald mehr schlafen werde, da lt. Schilderungen während der Chemo man sowieso müde und ko sein wird. Ich werde berichten...

So in zwölf Stunden bin ich bereits angeschlossen und lasse den Cocktail in meinen Körper laufen...



Donnerstag, 8. März 2012
Immer noch warten....
Heute ist Weltfrauentag....
Der Tag war gut, ich habe nebenbei etwas von zu Hause aus gearbeitet und bin somit abgelenkt vom tägl. Kopfkino.
Der Tag rast nur so, gerade weil von zu Hause alles etwas länger dauert, was sonst wie gewohnt auf dem Firmenrechner nur so läuft.
Leider habe ich heute doch nicht den Ablaufplan erfahren, wann und mit welcher Intensität die Chemo verlaufen wird. Nun doch noch eine weitere Woche auf den Befund warten, es wurde mir mitgeteilt, dass alles soweit wie besprochen "gut" gelaufen ist. 9 Lymphknoten entnommen und der Tumor mit Sicherheitsabstand. Den Rest erfahre ich dann in einer Woche... Geduld, dass ist genau das, was ich nicht habe. Niemals, ich möchte immer alles sofort geregelt bekommen, das war schon immer so... aber dieses Mal kann ich es nicht persönlich beeinflussen.
Heute Nachmittag waren meine liebeste Mama und meine liebste Tante da. Der Weltfrauentag wurde mit Kaffee und natürlich Wein gedacht. Eigentlich wollten sie sich nur vergewissern, dass es mir gut geht. Heute ist ein guter Tag gewesen, viel abgelenkt, auch wenn natürlich so viel im Kopf herumschwirrt.
Montag haben wir einen Termin in einer Hamburger Kinderwunschklinik, meine Eltern und Tante haben gesagt, dass sie uns finanziell unterstützen werden, wenn wir es machen. Ich habe noch die Hoffnung, muss mich aber versuchen in Geduld zu üben und meinem Freund nicht unter Druck zu setzen. Ich muss zugeben, dass es mir schwer fällt...
Heute habe ich mein erstes Kopftuch für die haarlose Zeit geschenkt bekommen und Schablonen für die Augenbrauen. Ich seh aus wie ein Waschweib oder wie Witwe Bolte von den Gebrüder Grimm, wenigstens fiel das Lächeln einfach dabei.... hoffe das wird auch so bleiben. Egal, die Haare kommen wieder!
Ich sitze nun vorm Kamin, ganz abschalten kann ich nicht, aber ich versuche jeden Tag mit positiven Gedanken zu beenden....
Wir werden sehen was die nächsten Tage noch so kommen mag!
Ich weiß aber, dass ich jeden Tag erneut feststelle, dass es nicht nur mir gedanklich zu schaffen macht, sondern auch der ganzen Familie und Freunden. Es sind alle da.... beruhigend zu wissen, was sicherlich in der Chemophase noch ganz wichtig sein wird. Die fetzen schon alle ;-)